Jan Ehrhardt hält dennoch lieber profi- table Unternehmen, und prüft: Wie hoch sind die Schulden, wann werden sie refinan- ziert, können sie Produkte teurer verkaufen, ohne Geschäft einzubüßen? Können sie durch Effizienzsteigerung die Gewinnmarge steigern, und damit auch die Inflation schla- gen? Um die Inflation abzufedern, helfen Konzerne mit stark nachgefragten Produk- ten, hoher Preissetzungsmacht und eher niedrigem Lohnkostenanteil. Dazu kommen Profiteure steigender Zinsen, also Banken und Versicherungen. Und unterbewertete Substanz in den Branchen Chemie, Pharma, Versorger und Telekommunikation. „Ange- sichts ihrer hohen Cashflows mache ich mir wenig Sorgen um sie, wenn die Zinsen leicht höher sind“, sagt Jan Ehrhardt. Sein Vater versucht derweil vor allem, die Punkte abzupassen, an denen die Stim- mung kippt, um das Gegenteil dessen zu tun, was die Masse macht: Verkaufen, wenn an- dere gierig sind. Kaufen, wenn andere ver- kaufen. So hat er es bereits in den Achtziger- jahren gemacht und zur Jahrtausendwende – und sich damit den Ruf als Vermögensver- walterguru erworben. „Aktien wurden mo- mentan zu stark verkauft“, sagt er jetzt. Mit seiner Erfahrung scheint der Senior auch der perfekte Steuermann, um ein An- leihedepot durch die Zeit zu bringen. Ihn stört, dass die Notenbanken zu spät gegen die Inflation vorgingen. Jetzt könne eine Lohn-Preis-Spirale sie zu drastischen Ein- griffen nötigen. So wie in den Siebzigern, als die Opec nach dem Angriff der arabischen Staaten auf Israel die Ölexporte drosselte. Der Ölpreis ging hoch, die Fed erhöhte die Geldmenge, die Inflation stieg. Dann würgte die Fed die Wirtschaft ab und trieb sie in die Rezession – und die Börsen in die Baisse. Ehrhardt hält jetzt auch US-Staatsanlei- hen. Der Dollar ist eine Krisenwährung, we- gen der höheren Zinsen in den USA dürfte er stark bleiben, erwartet er. US-Bonds sind deshalb eine gute Parkstation fürs Geld, wenn ein politischer Sturm aufzieht – so wie eine drohende Ausweitung des Ukraine- kriegs. Auf Anleihen zu verzichten kommt für ihn deshalb jetzt nicht infrage. „ Günschtige Alternative“ Zumal Anleihen mit steigenden Zinsen relativ an Attraktivität gewinnen. „Für Ak- tien bricht die Notenbankunterstützung weg. Aktionäre akzeptieren kein Kurs-Ge- winn-Verhältnis von über 40 mehr,“ sagt Karl-Heinz Walz. Bei Nullzinsen könne man es noch rechtfertigen, normal wachsende Unternehmen mit dem 40-fachen Jahresge- winn zu bewerten, bei zwei Prozent Zinsen werde das schwieriger. Anleihen würden zur „günschtigen Alternative“, sagt der Vermö- gensverwalter im feinsten Schwäbisch. Die Villa Gemmingen, in der Walz und Kompagnon Uwe Röcker in gediegener Hanglage über Stuttgart residieren, wirkt wie eine Trutzburg. Verteidigt wird hier das Geld der Kunden – zu ritterlich günstigen 1,12 Prozent Kosten. Die Geldmanager sitzen nicht in der Beletage, sondern haben die ehemaligen Dienstbotenräume unterm Dach bezogen. Wer unter Platzangst leidet, nimmt besser die Treppe anstelle des Aufzugs. Noch konzentriert sich Walz mehr auf Aktien als auf Anleihen. 70 Aktien sind im Fonds, darunter Allianz, Münchener Rück, Mercedes-Benz, BASF und Bayer. Beliebt ist Bayer nicht, ohne deren Saatgut und Agrar- chemie könnte die Welt aber nicht ernährt werden, die Aktie steigt gegen den Trend. „Deutsche Aktien sind momentan nicht teu- er, die Dividenden üppig“, meint Walz. Kein Unternehmen hat mehr als 1,5 Prozent An- teil im Depot. „Das ist schade, denn wenn es sehr gut läuft, habe ich immer zu wenig.“ TOP-PERFORMER ÜBER DIE LANGSTRECKE Diese Geldmanager erzielten das höchste Plus von 2017 bis 2021 Rang Name der Vermögensverwaltung dazugehörender Fonds (ISIN) Wertzuwachs 5 Jahre1 Wertentwick- lung lfd. Jahr2 Acatis Investment, Frankfurt Plutos Vermögensverwaltung, Frankfurt Pecunia, Kämpfelbach-Bilfingen Heemann Vermögensverwaltung, Gronau Oddo BHF Asset Management, Frankfurt Reich, Doeker & Kollegen, München Partners Vermögensmanagement, München DE000A0RKXJ4 LU0339447483 DE000A0NFZQ3 LU0368998240 LU0319577374 DE000A0RKXG0 LU0328540017 Rosenberger, Langer & Cie., Bad Soden am Taunus LU1011986939 1 2 3 4 5 6 7 8 9 GAP Vermögensverwaltung, Köln 10 Feri Trust, Bad Homburg DE000A0M1307 LU0374994712 166,1 106,7 78,4 75,5 73,7 63,0 62,0 59,8 59,4 55,9 –14,6 –8,0 –12,8 –14,6 –11,0 –8,0 –7,7 –8,7 –8,6 –5,6 1 in Prozent; 1.1.2017 bis 31.12.2021; in der Wertung waren insgesamt 587 Fonds der Kategorie Offensiv; 2 Stand: 22.2.2022 Quelle: MMD Analyse & Advisory, Mountain-View Data, BaFin Welcher Manager passt zu mir? Die Geldverwalter der Reichen nehmen auch kleinere Summen an – über Fonds, von denen viele sogar für Sparpläne geeignet sind. Wie Anleger die Expertise der Vermögens - verwalter optimal nutzen. Aktienquote ist entscheidend Mit Zinsanlagen allein lässt sich nur sehr wenig Rendite erzielen. Je mehr Aktien in Portfolio sind, desto höher aber das Risiko. Vorsichtige Anleger wählen unter den Vermögensverwaltern in der Tabelle auf Seite 18 einen aus, der in den vergangenen drei Jahren einen niedrigen maximalen Verlust und geringe Volatilität nachgewiesen hat. Insbesondere das Kriterium „Maximaler Verlust“ hilft sehr plastisch dabei, die eigene Leidens- fähigkeit einzuschätzen. Wer Verluste um 15 Prozent akzeptieren kann, wählt die Kategorie „Ausgewo- gen“. Hier sind Renditechance und Risiko harmonisch abgestimmt. Anleger mit stärkeren Nerven sollten vor allem darauf schauen, welche Manager über drei oder fünf Jahre hohen Wertzuwachs erzielt haben. Nachhaltig erfolgreich Immer mehr Anleger möchten, dass ihr Geld ökologisch und moralisch verantwortungsvoll investiert wird. Viele Geldmanager haben Ausschlusskriterien definiert, investieren etwa nicht in Waffen oder Atomkraft. Manche verfolgen auch einen explizit nachhaltigen Ansatz. Lieber streuen Ein Mix aus Aktien, Anleihen, Edelmetallen und Rohstoffen ist üblich. Manche Vermögensverwalter legen weltweit an, andere europä- isch, einige investieren auch in Schwellenländern, andere stärker in Trendbranchen. Je nach Ausrichtung unterscheiden sich die Ergebnisse in bestimmen Börsenphasen. Wer viel Geld anlegt, sollte es nicht nur einem Vermögensverwalter anvertrauen. Portfolios aus verschiedenen Kate - gorien sorgen für mehr Sicherheit. 25.2.2022 / WirtschaftsWoche 9 © Handelsblatt Media Group GmbH & Co. KG. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@handelsblattgroup.com Alle Rechte vorbehalten. © WirtschaftsWoche print. Download vom 15.03.2022 09.01 von archiv handelsblatt.com. Dieses Dokument ist lizensiert für mos@test3de. uB46398v.